Das Beweisprinzip der vollständigen Induktion dient dazu, Aussagen der Art
für alle n ∈ ℕ gilt die Aussage A(n)
zu beweisen.
Hierzu müsstest du eigentlich beweisen, dass A(1) gilt, dass A(2) gilt, dass A(3) gilt usw. Dies wäre sehr langwierig und du würdest nie fertig, da die Menge ℕ aus unendlich vielen Zahlen besteht.
Der Trick bei der vollständigen Induktion besteht darin, dass du A(n) zunächst nur unter der Voraussetzung zeigst, dass A(n-1) gilt. Dies bezeichnet man als den Induktionsschluss.
D.h. du beweist die Aussage
für alle n ∈ ℕ mit n > 1 gilt: A(n-1) ⇒ A(n)
Das heißt, A(n) gilt, wenn A(n-1) gilt; A(n-1) gilt aber, wenn A(n-2) gilt usw. Bei A(1) bricht diese Kette ab. A(1) musst du auf andere Art beweisen; dies ist der Induktionsanfang.
Die Aussage A(n) sei: Die Summe der Zahlen von 1 bis n ist gleich n·(n+1)/2.
Satz: Für alle n ∈ ℕ gilt: die Summe der natürlichen Zahlen von 1 bis n beträgt s(n) = n·(n+1)/2.
Beweis: (Vollständige Induktion):
Induktionsanfang: s(1) = 1·2/2 = 1, d.h. die Behauptung gilt für n = 1.
Induktionsschluss: Es sei n ∈ ℕ, n > 1 beliebig, und es gelte s(n-1) = (n-1)·n/2.
Dann ist s(n) = s(n-1) + nInduktionsvoraussetzung = (n-1)·n/2 + n = n·(n+1)/2.
Damit ist der Satz bewiesen.
Du kannst dir das Prinzip der vollständigen Induktion durch eine Kette von umfallenden Dominosteinen veranschaulichen:
Alle Dominosteine fallen um, wenn folgendes sichergestellt ist:
Beim Aufstellen der Dominosteine musst du also aufeinanderfolgende Dominosteine dicht genug aneinander stellen, damit die zweite Bedingung erfüllt ist. Und tatsächlich fallen alle Dominosteine nur dann um, wenn du den ersten Stein umschubst.
Aufgabe 1: Zeige